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Kreta-Tipp für den Norden: Das Töpferdorf Margarítes

Autorenbild: KirstinKirstin

Aktualisiert: 1. Okt. 2024

Kühle Keramik und wärmende Herzmomente


Hinweis:

Der folgende Text enthält Auszüge aus meinem Buch "Mein zauberschönes Kreta 2022"https://shop.tredition.com/booktitle/Mein_zaubersch%3Fnes_Kreta/W-464-207-085


Freunde des Töpferhandwerks kommen in der Region um Réthymnon auf ihre Kosten.

Margarítes

Bei einem gemütlichen Bummel durch das bergige Dörfchen Margarítes kann man nach Herzenslust durch die hübschen, verwinkelten Gässchen schlendern und dabei von einem Handwerksladen zum nächsten wandern.

Es gibt viele Treppenaufgänge und farbintensiven Blumenschmuck an den teils sehr alten Häuserfassaden.

In hübschen kleinen Geschäften werden Töpferwaren aller Farben, Formen und Größen angeboten.

Hier ist (fast) für jeden Geschmack etwas Passendes dabei.

Früher gab es in Margarítes sehr viele traditionelle Töpfereien.

Heute existieren noch zwei davon.

Teilweise ist es möglich, den Handwerkern in den Geschäften bei der Herstellung der Töpferwaren zuzusehen.

Schon nach kurzer Zeit hat uns das urige Dorf mit den verwinkelten Gassen, den farbenfrohen Gewächsen an den Hausfassaden und der kleinen Kirche verzaubert.

An jenem heißen Mittag macht Margarítes einen verschlafenen und gemütlichen Eindruck.

Möglicherweise verdanken wir das den in uns schlummernden »Dumm- Touris«, die bei dieser Affenhitze nichts Besseres zu tun haben, als durch die bergigen Gassen eines Touristenortes zu schleichen.

Bisher hatte ich bei dem Begriff »Töpferware« immer gähnend langweilige Aschenbecher in einem lebensbejahendem Grau-Braun im Kopf.

In Margarítes muss ich dieses Bild korrigieren.

In den meisten Geschäften gibt es farbenfrohe Teelicht-Gefäße in allen erdenklichen Farben und Formen.

Mal kommen sie als bezaubernde, bunte Heißluftballons daher, mal als tropfenförmige Gebilde mit einzigartigen Mustern. Es gibt sie bunt, es gibt sie einfarbig, es gibt sie in den typischen Farben der Insel oder in dezenten, neutralen Farbtönen. Es gibt sie in matt, in glänzend oder mit glitzernden Elementen versehen. Besonders gefallen mir die farbenfrohen Ess-Services.

Vorwitzige Mini-Würmer aus Ton strecken den Vorbeigehenden ihre Hälse aus den hübschen Blumenkübeln entgegen.

Windspiele begleiten mit sanftem Klimpern unseren Rundgang.

In einem Laden ist ein Künstler gerade dabei, eine Vase anzufertigen. Obwohl wir uns nicht so gut mit Worten verständigen können, spürt er unsere Bewunderung für seine Arbeit und strahlt, als er unsere Begeisterung bemerkt.

Heeerz-Momeeent!!!

Kreta flüstert:


»Meine Dörfer mögen dich begeistern.

Doch es sind ihre Bewohner,

die meine Orte beseelen und sie mit Liebe füllen.«



An einem Geschäft mit schönen Kerzenbehältern nötigt mich der Souvenir-Monk zum Stehenbleiben.

Er hat mir eine besondere Form und Farbe dieser tropfenförmigen Teelichthalter aus Ton in den Kopf gepflanzt.

Anthrazitfarben wünsche ich sie mir.

Und matt sollen sie sein.

Mein bester Ehemann von allen kennt mich nach 16 gemeinsamen Jahren gut genug, um zu wissen, dass es genau (!) diese (!) Teelichthalter für unser heimisches Wohnzimmer sein müssen.

Ich meine exakt diese!

Grob zusammengefasst sieht das Objekt meines Deko-Monks wie folgt aus:

Anthrazitfarben. In ovaler, bauchiger Form (keinesfalls rund).

Matt (glänzend wäre ja zu einfach).

Mit »schönen« Löchern drin (nicht mit solchen, die aussehen wie die in einem Käse).

Natürlich müssen sie »zipfelig« sein, nicht gezwirbelt, nicht gedreht und auch nicht gedötscht.

Sondern zipfelig!

Wenn sie nicht exakt (!) so ausschauen, wie ich es mir vorstelle, werden sie zweifelsohne unsere heimische Raumatmosphäre brutal zerstören.

Bald darauf stehen wir in dem Töpferladen und erklären einer bezaubernden, ca. achtzigjährigen griechischen Dame, mit ausladenden Gesten, was wir suchen.

Sie versteht kein Englisch. Trotz aller Bemühungen versteht sie auch unsere zugegebenermaßen eigenartigen Gesten nicht.

Mein bester Ehemann von allen weiß sich irgendwann nicht anders zu helfen, als oberhalb seines Kopfes mit seinen Armen eine Art von Zipfelmütze zu formen und sich vor den Augen der Dame wie der tanzende »Bi-Ba-Butzemann« im Kreis herum zu drehen.

Falls die nette Dame uns für total bekloppt hält (was ja keineswegs auszuschließen ist), weiß sie das gut zu verbergen.

Irgendwann verlässt sie meinen sich im Kreis drehenden Ehemann und mich.

Zum besseren Verständnis halte ich mittlerweile ein unsichtbares Feuerzeug in meinen Händen und deute damit an, eine Kerze am Kopf meines Mannes zum Leuchten bringen zu wollen.

Die alte Dame schüttelt bedauernd mit dem Kopf und holt sich Unterstützung in dem benachbarten Geschäft.

»Hoffentlich denkt sie nicht, dass ich dich anzünden möchte«, flüstere ich meinem Mann zu.

Kurz darauf gesellt sich lachend eine junge Frau aus dem Nachbarladen zu uns.

Sie spricht englisch.

Erneut erklären wir, was wir suchen.

Eifrig übersetzt die freundliche Frau der alten Dame unsere Wünsche.

Inzwischen müssen wir alle lachen.

Den Teelicht-Halter meiner Träume hat die liebenswerte Dame leider nicht in ihrem Sortiment.

Und obwohl wir nichts bei ihnen gekauft haben, winken uns die Frauen herzlich lachend nach, bis wir hinter der nächsten Kurve verschwinden.

Ich liebe solche Begegnungen.

Heeerz-Momeeent!


»Authentizität ist der Schlüssel

zu den Herzen der Menschen.«


... höre ich die Insel sagen.

In Ordnung, vielleicht bedeutet Authentizität ja manchmal, so zu tun, als sei man ein zipfelmütziger Teelichthalter ;)

Und genau das nehmen wir als Botschaft von diesem Tag mit.

Danke, Kreta!

Wir lieben es, wie du uns mit deinen ungeschriebenen Weisheiten unseren Tag versüßt.


Impressionen aus Margarites

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