Kräuterzauber und Götterfunken
An diesem 4. Urlaubstag mit einem lang zuvor geplanten besonderen Highlight.
Wir haben uns vorgenommen, in jedem Kreta‐Urlaub einen nicht alltäglichen Ausflug einzuflechten.
Für diesen Urlaub ist unsere Wahl auf einen Ausflug mit Schorsch Guide gefallen.
Schorsch bietet verschiedene Inseltouren an. Wir haben uns für seine Zeus‐Tour entschieden.
Um 9 Uhr treffen wir uns zu einem gemeinsamen Frühstück auf dem Anwesen der Familie.
Schorschs unglaublich herzliche Ehefrau Ioanna hat den Frühstückstisch mit einer abwechslungsreichen Auswahl an hausgemachten Speisen hergerichtet.
Ihr selbstgemachtes Brot mit der dicken Kruste ist ein Gedicht; dazu gibt es u.a. leckeres Gebäck, Käse und Marmelade. Selbstverständlich darf auch der Tee aus frischen Bergkräutern nicht fehlen. Sein Aroma umhüllt uns wie ein wärmendes Jäckchen an einem kalten Wintertag.
Während Schorsch begeistert erzählt, welche Kräuter sich in dem duftenden Getränk befinden, können wir erahnen, was in den nächsten Stunden auf uns zukommen wird.
Schorsch erzählt mit so einer Begeisterung von "seiner Insel", den Kräutern, den Tieren und Menschen, dass wir davon angesteckt werden und es kaum erwarten können, endlich mit der Tour zu starten.
Wir sind 2 Pärchen bei diesem Ausflug. Die Atmosphäre im Auto ist fröhlich und ausgelassen. Wenn Schorsch lacht, wackelt das ganze Auto.
Bald befinden wir uns in Gefilden, von denen ich nicht wusste, dass sie auf Kreta existieren.
Immer schmaler und staubiger wird der Weg, den man wirklich nicht mehr als Straße bezeichnen kann.
Der geräumige Wagen hat allerhand zu tun und wir werden im Inneren des Fahrzeugs kräftig durchgeschüttelt.
Es geht vorbei an bizarren Felsformationen, grünen Hügeln und weiten Wiesen mit wild wachsenden Blumen.
Dann und wann hält Schorsch unvermittelt an, weil er irgendwo eine interessante Pflanze entdeckt hat. Er zückt sein Messer, verschwindet zwischen Felsspalten, klettert leichtfüßig wie eine Bergziege auf den steilen Felsen herum oder kramt in Bodennähe nach heilenden Schätzen der Natur.
Kreta-Tipp: Eine geführte Tour mit Schorschguide. Hier zeigt er Schätze aus der Inselapotheke
Glücklich präsentiert er uns seine Fundstücke und erklärt dabei, was es genau ist und wozu es verwendet wird. Ich rieche, schmecke und fühle Pflanzen, von denen ich noch nie etwas gehört habe.
Schorsch kennt sie alle und präsentiert uns auf seine unnachahmliche Weise die kretische Inselapotheke.
Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir die Wirkung von Krokus, bzw. Safran. Die getrockneten Narben aus der Blüte des Krokus werden als Safran bezeichnet.
Safranblüten werden geerntet, wenn sie sich in den Morgenstunden geöffnet haben.
Die Narben werden in aufwändiger Handarbeit entnommen.
Für ein Kilogramm Safran sollen mindestens 130000 Blüten benötigt werden.
Dem Safran, das auch „rotes Gold“ genannt wird, wird eine große heilende Wirkung zugesprochen. Zum Beispiel wirkt er antioxidativ, löst Krämpfe und ist entzündungshemmend.
Auch als Gewürz und Färbemittel kommt Safran zum Einsatz.
Schon Kleopatra soll Safran zu kosmetischen Zwecken verwendet haben.
Im minoischen und klassischen Griechenland wurde es als Farb- und Parfumstoff genutzt.
Bei den Ausgrabungen minoischer Paläste wurden Wandmalereien mit den Abbildungen von Krokusblüten entdeckt.
Laut griechischer Mythologie war Krokus ein Freund von Hermes, dem Sohn des Zeus.
Während eines Wurfes mit dem Diskus soll Hermes seinen Freund Krokus tödlich verletzt haben. Um ihm Unsterblichkeit zu verleihen, hat Hermes den leblosen Körper von Krokus in eine lilafarbene Blume verwandelt.
Die drei roten Flecken im Herzen der Blume stehen für das vergossene Blut des Krokus.
Segelnde Gänsegeier begleiten unsere Fahrt.
Auf über 940 m Höhe kreuzt eine Schafherde unseren Weg. Ich liebe ihr Blöken und das zottelige Fell der Tiere.
Schorsch ist sowas wie ein wandelndes Lexikon. Mit leuchtenden Augen erzählt er von gelbem Ginster und von Eukalyptus, von Erika und Safran. Einmal sogar von riesigen Champignons.
Irgendwo mitten im Ida-Gebirge geht es plötzlich nicht mehr weiter.
Auf der "Straße" wird gearbeitet; sie ist gesperrt!
Südwestlich von Heraklion befindet sich eines der insgesamt drei Gebirgsmassive, die eine Höhe von über 2000 Metern erreichen.
Im Sommer zieht die Hochebene Wanderer an. Im Winter liegt Schnee auf den Gipfeln der Berge. Das Psiloritis-Massiv wird oftmals als „das Dach Kretas“ bezeichnet.
Serpentinen führen teilweise durch einen Steineichenwald, vorbei an beeindruckenden Felsformationen und stacheligen Sträuchern. Auf weiten, grünen Ebenen grasen die Schafherden. Der Ausblick auf das Amaribecken ist atemberaubend.
Laut griechischer Mythologie ist der Göttervater Zeus von den Kouriten und der Nymphe Amalthea im Ída-Gebirge großgezogen worden.
Schorsch lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und ändert kurzer Hand die Route. Er erzählt Inselanekdoten der Sorte: "So ticken wir Kreter".
Unsere ruckelnde Fahrt durch das unwegsame Gelände wirbelt roten Staub auf, der uns stellenweise komplett einhüllt.
Das nenne ich mal kretisches Abenteuer!
Ein Herzmoment reiht sich an den nächsten und wir kommen aus dem Zuhören, Staunen, Riechen und Schmecken nicht mehr heraus.
Alles, was Kreta für uns ausmacht, erleben wir gebündelt während dieser Tour.
Natürlich wird es auch geheimnisvoll und mystisch; wir haben ja schließlich die Zeus‐Tour gebucht.
Zwischen grünen Hügeln, weiten Wiesen, imposanten Felsgesteinen und leuchtenden Blüten, erfahren wir Einiges über die Griechische Mythologie, über die Minoer und die mystische Aura der Insel.
begleitet werden die Schilderungen vom hellen Glöckchengebimmel, wenn uns wieder einmal eine Ziege über den Weg läuft.
Im Auto riecht es inzwischen wie in einem Klassenzimmer für Zauberlehrlinge.
Schorsch bringt uns zu der Höhle, in der Zeus aufgewachsen ist.
Meist wird die Diktäische Grotte bei Psichró als Geburtsort des Zeus bezeichnet. Die Idäische Grotte hingegen, ist eine kleine Höhle im Psiloritis-Massiv.
Sie befindet sich auf ca. 1495 Metern Höhe am westlichen Fuß der Nida-Hochebene.
Alternativ wird aber auch die Idäische Grotte dafür benannt.
Eine Version besagt, dass Zeus vor seinem Vater Kronos geschützt werden musste. Deshalb soll Zeus nach seiner Geburt in die Idäische Grotte gebracht worden sein.
In der minoischen Kultur hatte die Höhle eine sakrale Bedeutung.
Durch Grabungsfunde konnte die Bedeutung der Höhle als historische Kultstätte nachgewiesen werden.
Am Eingang der Höhle ist unter anderem ein – in den Fels geschlagener – Opferaltar zu sehen.
HINWEIS: 2023 konnte die Höhle wegen Einsturzgefahr nicht besichtigt werden.
Es ist sinnvoll, die aktuelle Besuchsregelung vor einem Ausflug zu erfragen.
Stufe für Stufe steigen wir hinunter in den kalten, tropfenden Schlund der felsigen dunklen Höhle. Es riecht nach nassem Gestein. Unsere gesprochenen Worte haben einen eigenartigen Hall.
Ich ertappe mich dabei, dass ich nicht mehr in der gewohnten Lautstärke spreche.
Mit dem Göttervater will ich es mir nicht verscherzen. Bisher hat er es schließlich ziemlich gut mit uns gemeint.
Die Idäische Höhle birgt viele Geheimnisse
Bevor es zurück auf das Anwesen geht, zeigt uns Schorsch das Innere einer Mitáto, einer kreisförmigen Hirtenhütte aus Natursteinen.
Mitáta (so lautet die Mehrzahl) lassen sich in der Abgeschiedenheit inmitten der Berge Kretas in den Präfekturen Chaniá und Réthymnon finden, besonders in der Umgebung des Psiloritis und der Weißen Berge.
Schafhirten verbringen häufig mehrere Tage im Gebirge.
Sie brauchen eine Unterkunft, um vor den – oft rauen – Wetterverhältnissen geschützt zu sein. Während sie ihre Tiere weiden lassen, können sie sich in der Unterkunft mit dem kegelförmigen Dach aufhalten.
Die Mitáta dienen außerdem als Molkerei.
Meist gibt es eine sehr einfach gehaltene Schlaf- und Sitzmöglichkeit in Form einer Fläche aus Stein sowie eine Feuerstelle.
Die Hirten empfangen in den Mitáta oft Freunde oder Passanten. Sie sind herzlich willkommen und werden traditionell mit Käse und Wein bewirtet.
Archäologisch betrachtet, sind Mitáta von besonderem Interesse, weil sie viel Ähnlichkeit mit den größeren minoischen Gräbern haben.
Hineinkrabbeln lässt es sich nur im Schrumpf‐Modus. Die Hütte mit der Feuerstelle und der steinernen Sitz‐und Liegefläche ist ausgesprochen winzig.
Eine Mitáto inmitten der Berge
Dieser besondere Tag klingt auf dem Anwesen von Schorsch und seiner Familie aus.
Ioanna hat gekocht.
Natürlich kretische Gerichte und sowas von unglaublich lecker, dass ich sie problemlos jeden Tag essen könnte.
Ioanna ist eine großartige Köchin
Dieser Gänsehaut‐Tag verdient für uns zu Recht die Bezeichnung "Urlaubs‐Highlight".
Ich kann mich nicht entsinnen, die Seele Kretas schon einmal so intensiv an einem einzigen Tag gespürt zu haben.
Wir verneigen uns vor der großartigen Insel, deren kleine heilende Wunder heute für uns durch Schorsch zum Ausdruck gebracht wurden.
Mehr von unseren Ausflügen mit Schorsch findest du hier: